Ob Worte oder Menschen, oft treten sie in mein Leben, wenn ich gar nicht nach ihnen gesucht habe (Über mich). Wahrscheinlich bin genau dann bereit. Bereit mich zu öffnen und zu empfangen, bereit für den nächsten Schritt, die nächste Runde.
Die Worte für dieses Jahr kamen Mitte Januar zu mir, als ich am Morgen mit Smokey spazieren ging (Statia, macht’s gut und danke für Smokey). Die nasse Kälte zog mir in die Knochen. Die Welt war in grau getaucht, was den Beton der Straßen und Häuser unnötig hervorhob. Auf der schlammigen alten Bahntrasse angekommen hielt Smokey ihre Nase in den eisigen Wind und wählte links.
Mir war es egal. Ich wollte, dass die Welt um mich herum eine andere wäre oder ich anderswo auf dieser Welt. Dafür sollte sich die Zeit mal sputen. Ein wenig mehr Wärme und Licht wären auch nicht schlecht, dachte es in mir. Immerhin störte uns keine*r dieser miesepetrigen Deutschen. Doch dann führte mich Smokey auf eine große Wiese mit Apfelbäumen, die ich bis dahin noch nie wahrgenommen hatte, und auf einen Schlag war ich präsent.
Hier würde ich also im Herbst ernten können, freute ich mich. Nicht dass ich die kahlen Bäume hätte identifizieren können. Doch mit Raureif überzogene Äpfel lagen mir zu Füßen. Auf einmal traten die Formen und Farben aller Bäume, Büsche und Pflanzen hervor. Die Natur war nicht leblos und tot, sondern sammelte ihre Kräfte. Statt dabei mitzumachen, hatte ich meinen Blick auf all das verengt, was ich nicht mochte und wollte.
Surrender to the flow with grace, wisperte es. Ob es anmutig war, wie ich mich verzückt lächelnd auf der Wiese im Kreis drehte, weiß ich nicht. Hauptsache es fühlte sich richtig an. Ich war bereit dieses Jahr zu umarmen und in meinem Tempo gestalten. Dazu gab es ein Motto, das mich fand, als ich mich selbst kurzzeitig verloren hatte.
Seitdem erinnere ich mich immer wieder daran: Anmutig dem Fluss hingeben. An das deutsche Wort Anmut musste ich mich allerdings erst gewöhnen. Dabei drückt es laut Duden nicht nur die Eleganz (der Bewegung) sondern auch Harmonie aus. Genau so möchte ich mich dem Fluss meines Lebens hingeben.
Das heißt für mich, den Kampf gegen all das, was ich nicht will und was sich ändern soll, aufzugeben, wenn ich es gar nicht ändern kann – wie das Wetter oder die Jahreszeit. Stattdessen darf meine Energie in die Dinge fließen, die in meiner Hand liegen. Ich fokussiere auf das, was ich erschaffen und verändern kann. Selbst wenn das fürs Erste „nur“ mein Blick auf die Welt ist.
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